Der Bauernkrieg der Jahre 1524 und 1525

Der DEUTSCHE BAUERNKRIEG bezeichnet die „Revolution des Gemeineen Mannes“, also die Gesamtheit der Bauernaufstände im süddeutschen Raum, dem Elsass, der Schweiz und Österreich sowie Thüringen und Sachsen der Jahre 1524 bis 1526. Aufgrund unseres regionalen Bezuges beziehen wir uns als Verein vor allem auf die Revolten und kriegerischen Auseinandersetzungen rund um den Schwarzwälder Haufen und ihren Feldhauptmann Hans Müller von Bulgenbach – ab den ersten Unruhen in der Grafschaft Stühlingen im Juni 1524 bis zur Niederschlagung der Erhebungen im Südwesten und dem Tod Hans Müllers.

Vorab lassen sich zwei Dinge sagen, wenn man sich mit dem Bauernkrieg beschäftigt: Zum einen, dass es den einen Bauernkrieg im Grunde gar nicht gibt. Was heute als Deutscher Bauernkrieg bezeichnet wird ist mehr eine Vielzahl von Aufständen, die sich einigermaßen parallel abspielten. Da die Bewegungen sich oftmals aus den selben Wurzeln entwickelten, sich die Haufen schnell mit gemeinsamem Programm und Ideen vernetzten und sich die Aufstände häufig von regionalen Brandherden flächendeckend weiterentwickelten, werden diese heute als ein Konflikt angesehen. Dennoch lassen sich an den unterschiedlichen Bühnen des Krieges wesentliche Unterschiede erkennen. Vor allem, wenn es um die Organisation, die Voraussetzungen und den Verlauf geht. Als Zweites muss betont sein, dass der Bauernkrieg, auch wenn es der Name möglicherweise anders suggeriert, nie eine von den Bauern ersehnte militärische Auseinandersetzung war. Viel mehr lässt sich sagen, dass es sich um eine Empörung der Bauern gegen Unrecht, Leibeigenschaft und Willkür handelte, dessen Antwort darauf ein militärisches Eingreifen durch die Obrigkeit war. Das sollte auf keinen Fall Brandschatzung, Plünderung und Gewalttaten im Rahmen des Bauernkrieges auf bäurischer Seite rechtfertigen. Doch lässt es vielleicht einen anderen Blickwinkeln zu, bedenkt man, dass aus berechtigten Freiheitsforderungen und unbeachtet gebliebenen Klagen eine solch blutige Tragödie werden konnte, die uns einiges lehren sollte…

Der Bundschuh als Symbol

Der Bundschuh galt über viele Jahre hinweg als das Symbol des bäuerlichen Aufstandes gegen Unterdrückung und Leibeigenschaft. Er geht zurück auf die Unruhen, die zwischen 1493 bis 1517 als „Bundschuh-Bewegung“ im Südwesten Deutschlands immer wieder aufflammten: in Schlettstadt, Untergrombach, Lehen im Breisgau und am Oberrhein. Maßgeblicher Initiator dessen war der Revolutionär Joß Fritz. Als die Bauernaufstände 1524 wieder aufkeimten und die Bewegung neuen Wind bekam, wurde abermals überregional und von allen Aufständischen anerkannt der Bundschuh das Zeichen bäuerlichen Widerstandes.

Gedeutet werden kann das Symbol des zur damaligen Zeit bereits altmodischen Schnürschuhes als Metapher für eine Welt, die Kopf stand. Gerne wird er auch als Kontrast gesehen zu den Schnallenschuhen des Adels und den gespornten Reiterstiefeln des Bauernstandes.

Noch heute trägt der Ort unseres Vereinssitzes Staufen/Bulgenbach in der Gemeinde Grafenhausen in Gedenken an den Bauernkrieg und ihren Hans Müller den Bundschuh im Wappen.

Aufständische mit Bundschuhfahne, Holzschnitt aus dem "Trostspiegel" (1539)
Wappen des Ortes Staufen/Bulgenbach
Martin Luther nach Lucas Cranach dem Älteren (1528)

Martin Luther und die Bauern

Gerade zum Beginn des Bauernkrieges beriefen sich die Aufständischen häufig auf  Martin Luther und seine Reformation, die erst wenige Jahre zurücklag. Luther wiederum hielt sich mit einer eigenen Meinung zu den Bauernerhebungen öffentlich lange zurück. Dies änderte sich mit der Weinsberger Bluttat am 17. April 1525, die als Wendepunkt im Bauernkrieg in die Geschichte einging: Die Neckartäler Bauern um ihren Anführer Jäcklein Rohrbach hatten am Ostermontag die Burg Weinsberg erobert und den Grafen Ludwig von Helfenstein und seine Begleiter durch die Spieße geschickt. Die Tötung sorgte für Empörung im ganzen Reich und gab den Bauernaufstände fortan ein radikales Profil.

In der Folge positionierte sich Luther in seiner Schrift „Wider die Mordischen und Reubischen Rotten der Bawren“ klar gegen die Sache der Bauern, die sich seiner Meinung nach zu Unrecht auf ihn beriefen. Er ermutigte sogar den Adel hart gegen die Bauern vorzugehen und den Aufstand niederzuschlagen: „man soll sie zerschmeißen, würgen, stechen, heimlich und öffentlich, wer da kann, wie man einen tollen Hund erschlagen muss„. Zu dem Zeitpunkt der Veröffentlichung war die Niederlage der Bauern jedoch bereits absehbar.

Bauernzug des Schwarzwälder Haufens von April bis Juni 1525, Darstellung nach Prof. Dr. Buszello, Universtität Freiburg

Landsknechte

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts war Bedarf an der Reformierung des Militärwesens im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Der Ritterstand verlor zunehmend an Bedeutung und für die Expansionspläne des Kaisers musste man weg von den kampfunerfahrenen Stadtaufgeboten. So wurde nach dem Vorbild der schweizer Reisläufer das Landsknechtswesen eingeführt. Landsknechte wurden für Kriege und Feldzüge angeheuert, hatten eine eigene Gerichtsbarkeit und stellten eine Art Parallelgesellschaft dar. Die Aussicht auf schnelle Beute, Sold und Abenteuer lockte vor allem auch viele Bauerssöhne zu den Truppen. Nur der älteste Sohn eines Bauern durfte den Hof übernehmen und so war das Söldnerwesen eine naheliegende Option für viele junge Männer.

Als in Süddeutschland die Bauernaufstände begonnen, befand sich Kaiser Karl V. im Krieg mit Frankreich auf den Schlachtfeldern in Oberitalien. Auch diesem Umstand kann es wohl zu verdanken sein, dass die Bauern gerade zu Kriegsbeginn viele militärische Erfolge zu verzeichnen hatten. Das änderte sich nach dem Sieg in Pavia 1525, als zahlreiche Söldner wieder zurück ins Reich strömten und vom Schwäbischen Bund, einem Militärbündnis der Obrigkeit, angeheuert wurden. Folglich unterlagen die Bauern nach und nach den gut gerüsteten und kriegserprobten Landsknechtsheeren und der Aufstand ging verloren.

"Die fünf Landsknechte", Eisenradierung von Daniel Hopfer (frühes 16. Jahrhundert)

Obwohl die Landsknechte ursprünglich in kaiserlichem Dienst standen, wird von einer Vielzahl von Söldnern berichtet, die sich der bäuerlichen Bewegung anschlossen. Zum einen konnte auch ein vermögender Bauernhaufen, wie beispielsweise der Seehaufen es war, Landsknechte anwerben. Aber auch aus ideologischer Sicht traten die Landsknechte den Bauern bei, da viele von ihnen selbst das Leid und die Unterdrückung kannten, denen die Bauern ausgeliefert waren und aus der sie sich selbst nur durch die Armee retten konnten. Das war auch der Grund, weshalb man im Schwarzwald vorwiegend Söldner aus dem Schwäbischen gegen die Bauern einsetzen wollte: Während aus dem Schwarzwald stammende Landsknechte sich weigerten, gegen ihre Brüder auf Bauernseite zu kämpfen, galten die Schwaben als rücksichtsloser im Vorgehen… solange der Sold gezahlt wurde zumindest.

Im Laufe des Bauernkrieges waren ehemalige Landsknechte gern gesehene Anführer. Aufgrund ihrer Kriegserfahrung wurden viele von ihnen zu Hauptleuten gewählt, wie es bei Hans Müller von Bulgenbach der Fall war, oder wurden wie der Ritter Götz von Berlichingen hierzu zwangsverpflichtet.

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