Die ZWÖLF ARTIKEL der Bauern

Flugschrift der Zwölf Artikel von 1525

Beschlossen wurden die ZWÖLF ARTIKEL im Frühjahr des Jahres 1525 von rund 50 Vertretern oberschwäbischer Bauernhaufen in Memmingen. Im Zuge der überregionalen Aufstände wollten diese nun geeint gegen die Bedrohung durch den Schwäbischen Bund auftreten. Besonders infolge des Buchdruckes fanden die Forderungen schnell Verbreitung, so wurden schätzungsweise 25.000 Exemplare hiervon gedruckt – für die damalige Zeit eine gewaltige Menge! Diese zahlreichen Flugschriften, die sich im süddeutschen Raum verbreiteten, sorgten für eine schnelle Bekanntheit, sodass sich bald so gut wie alle aufständischen Bauernhaufen auf die Artikel stützten – selbst die schwarzwälder Bauern führten die Artikel ab 1525 als ihr Programm.

Neben der englischen Magna Carta aus dem jahre 1215 gelten die Zwölf Artikel der Bauern zu den ersten schriftlich festgehaltenen Freiheits- und Menschenrechtsforderungen in Europa. Die Bauernartikel gelten heute als Grundlage vieler späterer Forderungen, die infolge von Revolutionen erhoben wurden. Durchsetzen konnten sie sich jedoch lange Zeit nicht auf deutschem Boden. Erst mit der Revolution 1848/49 konnten einige Punkte tatsächlich umgesetzt werden.

Hört ihr Leute,

wir bekämpfen nicht den Kaiser und nicht unser heiliges Reich. Wir wollen nur die Freiheit, die uns mit List und Grausamkeit genommen wurde. Unsere Recht wollen wir ertrotzen und wenn notwendig dafür kämpfen. Die Fürsten und ihre unchristlichen Vasallen stürzten uns in große Not und in eine noch nie dagewesene Rechtlosigkeit. Darum können wir Sie nicht mehr brauchen und sagen uns von ihnen los. Unsere Beschwerden nach den Zwölf Artikeln, die in alle deutschen Landen von den Bauern getragen werden, verkünde ich in Ehrfurcht vor Gott:

Der erste Artikel:
Eine Gemeinde soll seinen Pfarrer selbst wählen können und ersetzen dürfen, wenn er sich unbürgerlich verhält. Der Pfarrer soll das Evangelium laut und klar predigen, ohne allen menschlichen Zusatz von Menschenlehr und Gebot. Die Schrift soll er lehren!

Der zweite Artikel:
Den rechten Kornzehnt geben wir gerne, doch dieser ist gerecht zu verteilen und das übrig gebliebene ist den Armen zu geben und für den Fall einer Landesnot soll ein Teil gelagert werden. Da das Vieh frei dem Menschen erschaffen wurde, wollen wir das kleine Zehnt nicht mehr geben.

Der dritte Artikel:
Nicht allein vor der Obrigkeit, sondern vor jedermann sollen wir uns demütigen. Wir sind frei und wollen keine Leibeigene mehr sein.

Der vierte Artikel:
Als Gott den Menschen erschuf, hat er ihm Gewalt über alle Tiere gegeben. Darum dürfen die Fluren nicht durch sie geschädigt werden. Dass der arme Mann sich nicht schützen und das Wildbrett einfangen darf, ist ungeziemlich und nicht brüderlich.

Der fünfte Artikel:
Unsere Herrschaften haben sich den Wald alleine zugeeignet, ob weltlich oder geistlich. Wer den Wald nicht gekauft hat, muss diesen der Gemeinde zurückgeben, damit der arme Mann frei zimmern und sich wärmen kann.

Der sechste Artikel:
Die Frondienste werden von den Herren von Tag zu Tag gemehrt. Wir begehren, dass man uns nicht so hart belastet, sondern uns gnädig hierin ansehe, wie es unsere Eltern gewohnt waren.

Der siebte Artikel:
Die Herren sollen nicht weiter zwingen und drängen, Dienste umsonst zu begehren. Wenn Dienste von Nöten wären, dann zur Stund und zur rechten Zeit, dass es dem Bauer nicht zum Nachteil sei.

Der achte Artikel:
Die Abgaben dürfen nicht zu hoch sein, dass der Bauer verderbe; denn jeder Tagwerker ist seines Lohnes würdig.

Der neunte Artikel:
Die Strafen sollen nach dem geschriebenen Recht festgelegt werden und nicht aus großem Neid und Begünstigung anderer.

Der zehnte Artikel:
Widerrechtlich angeeignetes und nicht gekauftes Grundvermögen muss der Gemeinde zurückgegeben oder mit Zustimmung redlich erworben werden.

Der elfte Artikel:
Nach dem Tod des Bauern darf man das Eigentum den Witwen und Waisen nicht rauben. Das ist schändlich und wider Gott und Ehr.

Der zwölfte Artikel:
Wenn der eine oder der andere Artikel dem Wort gemäß unsachgemäß wäre, dann wollen wir diesen zurücknehmen, sobald man es uns auf Grund der heiligen Schrift erklärt. Wir wollen die Lehre zum Frieden üben und brauchen.

Gott sei mit uns allen!

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